Donnerstag, 17. November 2016

Amazon, Google & Wikipedia

Eine Beichte: 
Ich kaufe bei Amazon, suche im Web mit Google und beginne viele meiner   Informationsreisen mit Wikipedia. 
Das Kind verachtet Amazon, ich halte dagegen, dass ich bisher exzellenten Service erlebt habe, pünktliche Lieferungen, (wenn auch der Bote nie klingelt, sondern immer gleich im Laden unten links abgibt), die versprochene Qualität, unkomplizierte Rückgabe, wenn ich mich geirrt habe und Amazon Prime lohnt sich für unentwegt Reisende wie mich. Die Berichte über die Arbeitsbedingungen in den Auslieferungslagern klingen nicht gut, aber leider auch nicht schlimmer als das, was ich von anderswo höre.
Google arbeitet, wird behauptet an der Weltherrschaft. Hmm. Vielleicht lieber Google als mancher Andere. Sie forschen ins Größenwahnsinnige und erwarten Zukunft. 
Wiki ist äußerst fehlerhaft, das haben demokratische Unternehmungen so an sich, aber es ist in ständiger Überarbeitung, und es gibt auch genügend andere Quellen für Überprüfungen.
Es ist heraus.
Bin ich ein tumber Net-Zombie? Eine asoziale Konsumentin? 
Ist die Panik vor Neuem, der ich begegne, eine diffuse Angst vor Veränderung überhaupt. "Das essen wir in Augsburg nicht", soll mein Großvater gesagt haben, wenn eine ihm unbekannte Speise auf den Tisch kam. Dinge, die wir lieb hatten, vergehen, gehen unter, andere, neue übernehmen. Ist das immer schlecht? Als das Kindle aufkam, grassierte im Netz die Prophezeiung des Untergangs des Buches aus Papier. Heute wissen wir, dass Buch und digitalisierte Literatur ziemlich friedlich koexistieren können. Ja, die Grundgeschwindigkeit hat sich erhöht. Ja, mein alter Kopf muß arbeiten, damit er nicht den Anschluß verliert. Ja, da ist ein Trend zum Anspruch auf Marktalleinherrschaft, den ich nicht wirklich beurteilen kann. 
Aber, aber, aber - meine Freundin kann ihre liebste Musik, nachdem die Vinylvariante in Folge heftigen Gebrauches völlig zerkratzt war, nun auf einer taufrischen CD anhören, tausende Menschen versuchen Wiki auf dem neuesten Stand zu halten und den Mißbrauch einzudämmen, abstruse Lieder aus dem 14. Jahrhundert sind findbar, wenn man die richtigen Suchbegriffe findet, ohne dass man durch in aller Welt verteilte Bibliotheken wühlen muß, es gibt Crowdfunding für hoffnungsvolle Projekte, die sonst vielleicht nie Realität werden würden, und die Möglichkeit Protestbewegungen via Internet zu stärken. Untaten werden weiter begangen, aber sind nun oft dokumentierbar. Wir sind auf neue Art verbunden und es liegt in unserer Macht wie wir dieses Werkzeug nutzen.
Manipulation ist unvermeidbar.
 

2 Kommentare:

  1. Du hast recht, es ist das WIE. Es ist meistens das WIE.

    Ich nutze Amazon auch. Ich kaufe dort neues und gebrauchtes und Zeugs, für das ich mir sonst die Hacken ablaufen müsste. Nicht alles, was ich will und/oder brauche ist in meiner Stadt verfügbar... dann klicke ich.
    Aber vieles will ich gar nicht im Internet kaufen. Anprobieren, anfassen - das ist und bleibt nötig.
    Bei Amazon kann man Brot kaufen, das ist albern...
    Mein Konsum ist eine Stimme. Ständig. Politisch wählen darf ich viel seltener. Durch Kaufkraft wählen darf ich immer.
    Wenige Produkte sind frei von Kritik... Herstellungsbedingungen, unsoziale Konzernentscheidungen, CO²-Bilanz, ... das Trauerspiel ist umfassend. Konsumtretminen auf Schritt und Tritt. Alle vermeiden kann ich nicht. Aber ich achte auf sie und vermeide.
    Darum geht es. Es ist der Mittelweg. Der bewusste Mittelweg. Und oft schmecken idealistische Entscheidungen besser, stinken weniger chemisch, kosten etwas mehr, aber halten länger. Es ist kein schlechter Weg.
    Google... ich kombiniere wieder... die anonymisierende Suchmaschine "Startpage" ist bei mir voreingestellt. Sie sammelt nicht, dafür wurde sie ausgezeichnet. Ich brauche Google sehr sehr selten als Ergänzung. Internet ist wie laufen durch Schnee, man hinterlässt Spuren. Aber oft braucht es nicht viele Anstrengungen das Volumen der Daten, die wir um uns schleudern, drastisch zu verringern. Firefox löscht meine Chronik nach jeder Session, ich hab's so eingestellt, ist nicht schwer. Empfehle ich jedem ...kann bei Flugbuchungen schnell mal dreistellige Kosten einsparen... man kriegt so seine Goodies, wenn man sich ein bißchen Gedanken um Datenschutz macht, es lohnt sich.
    Wikipedia... ja, Hitler ist dort immer mal wieder Deutscher... und dann wird's gefunden und geändert. Es ist ein tolles Projekt, ich unterstütze es.

    Manipulation mag unvermeidbar sein... aber sie verliert viel Macht, wenn man sich ihrer bewusst ist und Fragen investiert. Und darum geht es.

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  2. Ja, und mancher Kauf nach einem Kriterium bringt Probleme nach anderen:
    Wenn ich keine Ananas wegen CO-2-Bilanz mehr kaufe, gebe ich den Produzentenlaendern (Thailand, Brasilien, Costa Rica...) keine Chance auf Arbeitsplaetze.

    Das nicht überverpackte Yoghurt hat mehr Zusatzstoffe als ein anderes, überverpacktes.

    Bei Eiern braucht man Stunden vor dem Regal, Freiland, Bio, lokal produziert, Label, Bio, Verpackung, Preis...

    Und der Preis bleibt halt auch noch ein Kriterium, Bio ist oft unverschämt viel teurer als ohne bio...

    Man kann nur kleine Schritte machen beim "bewusster einkaufen".

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