Samstag, 28. November 2015

Wohnungssuche in Berlin - 2

Irrsinn. 

Die letzten Wochenenden bin ich im wilden Zickzack durch Berlin gerast und habe mir mögliche Wohnungen angesehen, während der Woche haben das gute, beste, großartige Freunde für mich getan. So lernt man seine Stadt nocheinmal ganz anders kennen und dabei waren es doch nur Domizile in fünf zentralen Stadtbezirken, in Mitte, Prenzlauer Berg, Wedding, Moabit, Charlottenburg.

Makler sind wie Fürsten. Ist eine Wohnung gut geschnitten, bezahlbar und befindet sich nicht in weit außerhalb gelegenen Stadtbezirken, die ihre Zugehörigkeit zu Berlin, für mich als Sprößling von Berlins Mitte, nur behaupten, nicht beweisen können, ist sie ihre Quadratmeterzahl in schwerem Gold wert. Noch vor zehn Jahren hätten solche "Nettokaltmieten" Lachkrämpfe ausgelöst, heute werden sie mit dankbarem Lächeln und Knicks entgegengenommen.


Sie benötigen Schufa-Auskunft, Mitschuldenfreiheitsbescheinigung, Bonitätsversicherung, Selbstauskunft, Ausweiskopie, Steuererklärungen. Haben sie Kredite, Ratenzahlungen, gegen sie laufende Verfahren? - mein finanzielles Leben in einhundert Schriftstücken. Kinderkrankheiten, Sexualpartner, Nasenlänge - nichts bleibt unbefragt. Ich wußte bis vor kurzem nicht einmal was Bonität ist! Bonität (von lateinisch bonitas, „Vortrefflichkeit“) oder Kreditwürdigkeit ist in der Finanzwirtschaft die Fähigkeit einer natürlichen Person oder von Unternehmen oder Staaten, die aufgenommenen Schulden zurückzuzahlen (wirtschaftliche Rückzahlungsfähigkeit) und die Bereitschaft, diese zurückzuzahlen (Zahlungswilligkeit). So beschreibt es Wiki. 

Bon! Französisch für gut. Bon appetit! Bon voyage! Eine Gutsein-Bestätigung. Ich bin gut. Ich habe was was gut. Ich bin für etwas gut. Guthaben. Gutschein. Gut. Gut.

Irrsinn

Wir arbeiten, wir verdienen, mal gut, mal schlecht, mal nix. Wir sind nicht bonitätsfähig. Dass Freischaffende überhaupt wohnen, ist ein Wunder!


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