Dienstag, 5. August 2014

"Napalm Girl" - ein Bild - Kinder im Krieg


Wahrscheinlich das erste Zeitungsphoto an das ich mich bewusst erinnere. 

1972, der Vietnamkrieg, in direktem Anschluß an den Indochinakrieg 1946–54, geht in sein achtzehntes Jahr. 
Ein Dorf, das von der nordvietnamesischen Armee okkupiert worden war, wird von südvietnamesischen Fliegern mit Napalm bombardiert. Kim Phuc, neun Jahre alt, ist mit ihrer Familie auf der Flucht. Es wird behauptet, ein Flieger hätte die Gruppe für Soldaten gehalten und sie deshalb beschossen. Zwei ihrer Cousins sterben bei diesem Angriff.
Kim Phuc ist nackt, weil ihre Kleidung brannte, sie hat sie sich vom Körper gerissen. Sie sagt später, sie hätte immer wieder nóng quá, nóng quá - zu heiß, zu heiß, geschrien. 

Der Photograph Nick Ut schaffte sie und ihre Verwandten ins nächste Krankenhaus, dreissig Prozent von Kim Phucs Haut waren verbrannt, ihre Behandlung dort dauerte über zwei Jahre und erst 1982, nach einer erneuten Operation in Deutschland, konnte sie sich wieder wirklich bewegen.


8. Juni 1972 außerhalb des Dorfes Trang Bang
von links nach rechts: die Brüder Phan Thanh Tam, Phan Thanh Phouc, Kim Phuc und ihr Cousin Ho Van Bon and Ho Thi Ting
© Nick Ut
Ut bekam 1973 den Pulitzerpreis für dieses Photo.

Napalm ist das Kurzwort für Naphthensäuren und Palmitinsäure, es
ist eine Brandwaffe mit dem Hauptbestandteil Benzin, das mit Hilfe von Zusatzstoffen geliert wird. So wird erreicht, dass Napalm als zähflüssige, klebrige Masse am Ziel haftet und eine starke Brandwirkung entwickelt.

Bereits kleine Spritzer brennenden Napalms verursachen schwere und schlecht heilende Verbrennungen auf der Haut. Wegen seiner hydrophoben Eigenschaften kann Napalm zudem nur schlecht mit Wasser gelöscht oder von der Haut abgewaschen werden. Auch bei einem nicht direkten Treffer wirkt Napalm äußerst zerstörerisch gegen Lebewesen und hitzeempfindliches Material. Je nach Zusammensetzung erreicht es eine Verbrennungstemperatur von 800 bis 1200 °C. (Wiki)


Unbeschnittene Variante des Photos

Zwölf Reporter, die den Luftangriff auf Trang Bang am 8. Juni 1972 fotografieren.
In den nächsten Sekunden gerät ihnen die Gruppe um Kim Phúc in den Blick.
© Bettmann/CORBIS, Photograph unbekannt

 Etwas später
 
Viel später

Heute lebt Kim Phuc als Ärztin und Mutter zweier Kinder in Kanada.

Quelle:


Gerhard Paul
Die Geschichte hinter dem Foto
Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung
eines Bildes aus dem Vietnamkrieg

http://www.zeithistorische-forschungen.de/site/40208413/default.aspx

Das Mädchen und das Photo 
Regie Marc Wiese, WDR/ARTE, Deutschland 2009, 53 Min.


Kinderkreuzzug 1939



In Polen, im Jahr Neununddreißig

War eine blutige Schlacht

Die hat viele Städte und Dörfer

Zu einer Wildnis gemacht.



Die Schwester verlor den Bruder

Die Frau den Mann im Heer

Zwischen Feuer und Trümmerstätte

Fand das Kind die Eltern nicht mehr.

 

Aus Polen ist nichts mehr gekommen

Nicht Brief noch Zeitungsbericht

Doch in den östlichen Ländern

Läuft eine seltsame Geschicht.



Schnee fiel, als man sich’s erzählte

In einer östlichen Stadt

Von einem Kinderkreuzzug

Der in Polen begonnen hat.



Da trippelten Kinder hungernd

In Trüpplein hinab die Chausseen

Und nahmen mit sich andere, die

In zerschossenen Dörfern stehn.



Sie wollten entrinnen den Schlachten

Dem ganzen Nachtmahr

Und eines Tages kommen

In ein Land, wo Frieden war.



Da war ein kleiner Führer

Der hat sie aufgericht’.

Er hatte eine große Sorge:

Den Weg, den wusste er nicht.



Eine Elfjährige schleppte

Einen Jungen von vier Jahr

Hatte alles für eine Mutter

Nur nicht ein Land, wo Frieden war.



Ein kleiner Jude marschierte im Trupp

Mit einem samtenen Kragen

Der war das weißeste Brot gewohnt

Und hat sich gut geschlagen.



Und zwei Brüder kamen mit

Die waren große Strategen

Stürmten eine leere Bauernhütt

Und räumten sie nur vor dem Regen.



Es ging ein dünner Grauer mit

Hielt sich abseits in der Landschaft

Und trug an einer schrecklichen Schuld:

Er kam aus einer Nazigesandtschaft.



Da war unter ihnen ein Musiker

Der fand eine Trommel in einem zerschossenen Dorfladen

Und durfte sie nicht schlagen

Das hätt sie verraten.



Und da war ein Hund

Gefangen zum Schlachten

mitgenommen als Esser

Weil sie’s nicht übers Herz brachten.



Da war auch eine Schule

Und ein kleiner Lehrer für Kalligraphie

Und ein Schüler an einer zerschossenen Tankwand

Lernte schreiben bis zu FRIE…



Da war auch ein Konzert:

An einem lauten Winterbach

Durfte einer die Trommel schlagen

Da wurd er nicht vernommen, ach.
 
Da war auch eine Liebe.

Sie war zwölf, er war fünfzehn Jahr.

In einem zerschossenen Hofe

Kämmte sie ihm sein Haar.



Die Liebe konnt nicht bestehen

Es kam zu große Kält:

Wie sollen die Bäumchen blühen

Wenn so viel Schnee drauf fällt?



Da war auch ein Krieg

Denn es gab noch eine andre Kinderschar

Und der Krieg ging nur zu Ende

Weil es sinnlos war.



Doch als der Krieg noch raste

Um ein zerschossenes Bahnwärterhaus

Da ging, wie es heißt, der einen Partei

Plötzlich das Essen aus.



Und als die andere Partei das erfuhr

Da schickte sie aus einen Mann

Mit einem Sack Kartoffeln, weil

Man ohne Essen nicht kämpfen kann.



Da war auch ein Gericht

Und brannten zwei Kerzenlichter

Und war ein peinliches Verhör.

Verurteilt wurde der Richter.



Da war auch eine Hilfe

(Hilfe hat nie geschadet)

Eine Dienstmagd hat ihnen gezeigt

Wie man ein Kleines badet



Sie hatte leider nur zwei Stunden

Ihnen beizubringen

Mußte  ihrer Herrschaft

Die Betten nachbringen.



Da war auch ein Begräbnis

Eines Jungen mit samtenem Kragen

Der wurde von zwei Deutschen

Und zwei Polen zu Grabe getragen.
 
Protestant, Katholik und Nazi war da

Ihn der Erde einzuhändigen

Und zum Schluß sprach ein kleiner Sozialist

Von der Zukunft der Lebendigen



So gab es Glaube und Hoffnung

Nur nicht Fleisch und Brot

Und keiner schelt sie mir, wenn sie was stahln

Der ihnen nicht Essen bot.



Und keiner schelt mir den armen Mann

Der sie nicht zu Tische lud:

Gleich ein halbes Hundert, da handelt es sich

Um Mehl, nicht um Opfermut.



Findet man zwei oder sogar drei

Tut man gern was dafür

Aber wenn es so viele sind

Schließt man seine Tür.



In einem zerschossenen Bauernhof

Haben sie Mehl gefunden.

Eine Elfjährige band sich die Schürze um

Und backte sieben Stunden.



Der Teig war gut gerühret

Das Feuerholz gut gehackt

Das Brot ist nicht aufgegangen

Sie wussten nicht, wie man Brot backt.



Sie zogen vornehmlich nach Süden.

Süden ist, wo die Sonn

Mittags um zwölf Uhr steht

Gradaus davon.



Sie fanden zwar einen Soldaten

Verwundet im Tannengries.

Sie pflegten ihn sieben Tage

Damit er den Weg ihnen wies.



Er sagte ihnen: Nach Bilgoray!

Muß stark gefiebert haben

Und starb ihnen weg am achten Tag.

Sie haben ihn auch begraben.



Und da gab es ja Wegweiser

Wenn auch vom Schnee verweht

Nur zeigten sie nicht mehr die Richtung an

Sondern waren umgedreht.



Das war nicht etwa ein grausamer Spaß

Sondern aus militärischen Gründen

Und als sie suchten Bilgoray

Konnten sie es nicht finden.



Sie standen um ihren Führer

Der sah in die Schneeluft hinein

Und deutete mit der kleinen Hand

Und sagte: es muß dort sein.



Einmal, nachts. sahen sie ein Feuer

Da gingen sie nicht hin.

Einmal rollten drei Tanks vorbei

Da waren Menschen drin.



Einmal kamen sie an eine Stadt

Da machten sie einen Bogen

Bis sie daran vorüber waren

Sind sie nur nachts weitergezogen.



Wo einst das südöstliche Polen war

Bei starkem Schneewehn

Hat man die fünfundfünfzig

Zuletzt gesehn.



Wenn ich die Augen schließe

Seh ich sie wandern

Von einem zerschossenen Bauerngehöft

Zu einem zerschossenen andern.



Über ihnen, in den Wolken oben

Seh ich andre Züge, neue, große!

Mühsam wandernd gegen kalte Winde

Heimatlose, Richtunglose.



Suchend nach dem Land mit Frieden

Ohne Donner, ohne Feuer

Nicht wie das, aus dem sie kommen

Und der Zug wird ungeheuer.

  
Und er scheint mir durch den Dämmer

Bald schon gar nicht mehr derselbe:

Andere Gesichtlein seh ich

Spanische, französische, gelbe!

  
In Polen, in jenem Januar

Wurde ein Hund gefangen

Der hatte um seinen mageren Hals

Eine Tafel aus Pappe hangen.



Darauf stand: BITTE  UM HILFE!

WIR WISSEN DEN WEG NICHT MEHR.

WIR SIND FÜNFUNDFÜNFZIG

DER HUND FÜHRT EUCH HER.

 
WENN IHR NICHT KOMMEN KÖNNT

JAGT IHN WEG!

SCHIESST NICHT AUF IHN

NUR ER WEISS DEN FLECK.



Die Schrift war eine Kinderhand.

Bauern haben sie gelesen.

Seitdem sind eineinhalb Jahre um.

Der Hund ist verhungert gewesen.


https://www.youtube.com/watch?v=R88KlC26Bo4&sns=em

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