Samstag, 24. Mai 2014

Müßiggang ist eine Kunst.


"Man schläft, man schläft, und hat nicht mal Zeit, sich zu erholen"
Oblomow

Dem Müßigggang zu frönen, ist eine Kunst.
Das Verb ist mit Fron verwandt und setzt althochdeutsch fronen, mittelhochdeutsch vronen „dienen“ fort. Wiki
Meine Großmutter, widerspenstige Witwe, Schauspielerin, Mutter, Oma und Intendantin hatte die Fähigkeit am Samstag Nachmittag die Probe verlassen, ihre Enkelin, also mich, einzusacken, nach Buckow in der Märkischen Schweiz zu fahren und sich während dieser etwa einstündigen Fahrt in einen gemähchlichen Hippie, der sich innigst fürs Pilzesammeln, Schwimmen und Mehlspeisen-Zubereiten interessierte zu verwandeln. Sie genoss, wenn wir geniessen als absichtsvolle, aber nicht angestrengte Tätigkeit definieren. Diese Fähigkeit hat sie mir vererbt und ich kann ihr gar nicht genug danken für dieses Erbe.
Ich liebe es müßig zu gehen. Im eineindeutigen Sinne des Wortes durch Städte zu wandern, ohne Plan und Bildungsbedürfnis. Und im eigentlichen Sinn, ohne Absicht und Erwartung von Nutzen, zu SEIN.
Man gebe mir zwei Tage ohne Pflicht und ich werde sie nutzlos, gänzlich unnütz nutzen, Himmel anstarren, Filme zum Vergnügen schauen, mit Kindern Faxen machen, Gedichte übersetzen, die fast niemand lesen wird, über den Sinn des Wortes Müßiggang kontemplieren, was übrigens ein veraltetes Wort für das gewöhnliche Nachdenken ist. Nachdenken, über etwas das vergangen ist nach - denken. Mein Luxus, unnütz, entspannend, manchmal sehr schön. 
Und vielleicht kann ich nur deshalb so viel arbeiten, weil ich so grundtief müßig gehen kann. Ich diene der Muße, um der Pflicht gerecht zu werden.
Oder ich tue gern NICHTS.

Ich werde immer einen faulen Menschen wählen, um eine schwierige
Aufgabe zu lösen, weil er eine unanstrengende Art finden wird, sie zu lösen.
Bill Gates


"Die Arbeit bekommt immer mehr alles gute Gewissen auf ihre Seite: Der Hang zur Freude nennt sich bereits Bedürfniss der Erholung und fängt an, sich vor sich selber zu schämen. Man ist es seiner Gesundheit schuldig — so redet man, wenn man auf einer Landpartie ertappt wird. Ja, es könnte bald so weit kommen, dass man einem Hange zur vita contemplativa (das heisst zum Spazierengehen mit Gedanken und Freunden) nicht ohne Selbstverachtung und schlechtes Gewissen nachgäbe." 
Friedrich Nietzsche

Müßiggang oder das aktive Nichtstun

von Siegfried Lenz
http://www.zeit.de/1962/13/muessiggang-oder-das-aktive-nichtstun 

Muße ist ursprünglich die Substantivierung des Verbs müssen, und zwar im Sinne von „sich etwas zugemessen haben, Zeit, Raum, Gelegenheit haben, um etwas tun zu können“. Muße bedeutet dementsprechend ursprünglich nichts anderes als „Gelegenheit oder Möglichkeit, etwas zu tun“. Beide Wörter stammen ab von althochdeutsch muozan → goh. Hiervon, über das Adjektiv müßig, abgeleitet bezeichnet Müßiggang eine dauerhafte Untätigkeit. 
Wiki  

 

2 Kommentare:

  1. Ach Bill... im Prinzip so richtig! Aber warum haben dann an Windows8 nur fleißige Menschen gearbeitet?

    AntwortenLöschen
  2. grad gelesen bei VIRGINIA WOOLF " ZUM LEUCHTTURM" :
    "Denn jetzt brauchte sie über niemanden nachzudenken. Sie konnte sie selbst sein, allein sein. Und das war es, wonach sie jetzt oft das Bedürfnis verspürte - nachzudenken; nein, nicht einmal nachzudenken. Still zu sein; allein zu sein. All das Sein und Tun, das raumgreifende, glitzernde, vernehmliche, verdunstete; und man schrumpfte, mit einem gewissen gewissen Gefühl der Feierlichkeit, darauf zusammen, man selbst zu sein, ein keilförmiges Kergehäuse im Dunkeln, etwas für andere Unsichtbares. Obwohl sie zu stricken fortfuhr und aufrecht saß, empfand sie sich gerade so; und dieses Ich, das seine Bindungen abgeworfen hatte, war frei für die seltsamsten Abenteuer."

    AntwortenLöschen