Montag, 27. Januar 2014

La Boheme im Theater Bremen


LA BOHEME

Oper in vier Akten von Giacomo Puccini
Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach Henri Murgers Scènes de la vie de bohème
 
Ja. Man nennt mich Mimì,
doch mein Name ist Lucia.
Meine Geschichte ist kurz.
Auf Leinen oder auf Seide
sticke ich daheim und auswärts.
Ich bin ruhig und heiter
und am liebsten sticke ich
Lilien und Rosen.
Mich freuen diese Dinge,
die solchen süßen Zauber besitzen,
die von der Liebe sprechen und vom Frühling;
die mir von Träumen sprechen und von Chimären,
diese Dinge, die Poesie heißen.
Sie verstehen mich?

Vier Männer spielen Kunst. Ein Schriftsteller, der seinen Roman verbrennt, weil er so mehr Hitze erzeugt, ein Maler, der Farben haßt. 
Naß macht dies Rote Meer
Und steif des Malers Hand.
Wie herbstkalter Regen
Fällt aufs tote Land.

Ein Komponist ohne Noten und ein Philosoph mit zu wenig Worten. Sie phantasieren Werke, sie versaufen & verfressen ihre Träume, selbst ihre Lieben sind nur imaginiert und verhalten sich dementsprechend gefällig. Mimi und Musette, die Heilige Hure und die Heilige Femme Fatale singen fast ausschließlich im Off, nurmehr zu Stimmen entkörpert.

"vier Männer..., die eine Idee von Liebe erfinden und sie damit zugleich vermeiden." 
(Aus den Inszenierungsnotizen) 

Ich weiß nicht genau, ob mir die Inszenierung gefallen hat, aber die Kargheit des Bühnengeschehens, vier Männer, ein Tisch, Stühle und viele rosa Kleider und Farbspritzflaschen, die spielerische Zurückhaltung, haben mir freien Raum gelassen, zuzuhören. Und wie das Orchester und die Sänger und Sängerinnen leis sein konnten mit nur ganz wenigen Ausbrüchen ins Massive, Pathetische, dass war wunderbar. So als seien wilde Leidenschaften ein Luxus, den man sich fast nicht mehr leisten kann. Und wenn es denn doch passierte, wurde es mit Farbmatschschlachten schnell weggedrückt. (Ein bisschen weniger Farbspritzen wäre auch noch genug gewesen.)
Ein merkwürdiger Abend. Und irgendwie habe ich die Geschichte zum ersten Mal wirklich verfolgen können, obwohl oder weil sie auf die minimalste Größe zusammengeschrumpft worden war.  

Wie eiskalt ist dies Händchen!
Lassen Sie, ich wärme es.
Was nutzt das Suchen?
Zum Finden ist's zu dunkel,
bis erst der Vollmond am Himmel emporsteigt
und überstrahlet der Sterne Gefunkel.
Erlauben Sie, mein Fräulein,
daß ich kurz Bericht Euch gebe,
wer ich wohl bin, was ich treibe,
und wie ich hier lebe!
Erlauben Sie's?
(Mimi schweigt.)
Wer ich bin? So hören Sie.
Bin nur ein Dichter.
Und was ich tue? Schreiben!
Und wie ich lebe? Nun, ich lebe!
In diesen armen Räumen
streu' ich als Krösus Verse
und manch' Liedchen umher.
Und leb' in gold'nen Träumen
und bau'mir Luftschlösser,
fühl' mich im Geist als Millionär,
aus meiner Truhe stehlen
oft die schönsten Juwelen
ein Diebespaar: zwei Äuglein!
Mit Ihnen sind diese Diebe
wieder hereingekommen,
haben alle Gedanken
plötzlich mir weggenommen!
Doch bin ich drob nicht böse.
Denn oh! Hoffnung ist
in die Seele mir eingezogen...
So, mich kennen Sie jetzt. Sagen Sie
mir nun, wie darf ich Sie nennen?


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Theater Bremen

Rodolfo Luis Olivares Sandoval
Marcello Martin Kronthaler
Schaunard Patrick Zielke
Colline Christoph Heinrich
 
Mimì Nadine Lehner, Patricia Andress
Musetta Marysol Schalit, Alexandra Scherrmann
 
Parpignol Zoltan Stefko, Sangmin Jeon
 
Musikalische Leitung Markus Poschner
Regie Benedikt von Peter
Bühne Katrin Wittig
Kostüme Geraldine Arnold
Chor Daniel Mayr
Licht Christopher Moos
Dramaturgie Sylvia Roth

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