Donnerstag, 19. Mai 2011

Hermann Hesse - Kopflos


Man nehme den Deckel nur vom Topfe
Und sieh, wie froh der Dampf entweicht !
Wie lebt nach abgeschnittnem Kopfe
Das schwere Leben sich so leicht
Kein Schnupfen mehr, kein Nasentropfen,
Kein Zahnweh und kein Augenbrand
Noch Stirnkatarrh noch Schläfenklopfen,
Es ist wie im Schlaraffenland.
Zwar gibt es ohne Kopf kein Denken,
Doch ist es darum nicht so schad,
Man kann mit Wein die Kehle tränken,
Das ist das beste Gurgelbad.
Und ach, wie lebt es sich so stille :
Kein Wort, kein Lärm, kein grelles Licht !
Und nie mehr sucht man seine Brille
Und nie mehr macht man ein Gedicht.
H. Hesse 1947


Rene Magritte, Le Pelerin - Der Pilger 1966


1 Kommentar:

  1. Alexander Höchst19. Mai 2011 um 11:35

    Die Kuh, die Kuh, was sagt die dazu... sie starrt und stiert, sagt muh...

    Sehr schönes Gedicht!

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